T-72B3
Panzer mit sportlichem Charakter
Die Verteidigungsfähigkeit eines Staates hängt großenteils von der Technik ab, über die seine Streitkräfte verfügen. Jedes Jahr werden neue Kampfmaschinen im Interesse der Verteidigung des Landes entwickelt. Besonders erfolgreiche Modelle werden zu richtigen Legenden und inspirieren künftige Generationen von Konstrukteuren und Ingenieuren. Ein Beispiel für eine solche Maschine ist der meistgebaute russische Panzer der Gegenwart T-72 bzw. seine jüngste Modifikation T-72B3.
Stammhalter
Das unmittelbare Vorgängermodell des T-72B3, der Panzer T-72B, war eine modifizierte Version des T-72. Der T-72B3 hatte eine Reihe von Besonderheiten, durch die er sich von allen zuvor gebauten Panzern der T-72-Gattung unterschied. Das waren der steuerbare Waffenkomplex Swir, das Visier 1K13, das steuerbare Raketen auf das Ziel richtete, und ein Reaktivpanzerungskomplex.
Der T-72B wurde im November 1984 in die Bewaffnung aufgenommen. Das war die stärkste Modifikation der T-72-Gattung, über die die sowjetische Armee verfügte.
Aber in den frühen 1990er-Jahren wurde offensichtlich, dass selbst die neuesten T-72-Modifikationen veraltet waren. Deshalb entwickelten die Experten des Uraler Konstruktionsbüros für Verkehrsmaschinenbau (bekannt unter dem Namen Uralwagonsawod) einen Komplex von Maßnahmen zwecks Verbesserung der wichtigsten Eigenschaften des Panzers. So entstand die Modifikation T-72B3.
Der T-72B3 wurde auf Verfügung des Verteidigungsministers vom 19. Oktober 2012 in die Bewaffnung aufgenommen.
Im Rahmen der Vervollkommnung bekam der Panzer ein neues Feuerlenksystem, darunter ein rund um die Uhr einsatzbereites Mehrweg-Visier. Dadurch kann der Panzer zu jeder Tageszeit Ziele aus einer Entfernung von bis zu fünf Kilometern orten und erkennen. Darüber hinaus wurde der Panzer mit einer digitalen ballistischen Rechenmaschine und einem Komplex von Wetter- und Oberflächensensoren ausgerüstet. Dadurch erfolgt die Schussvorbereitung automatisch, während die Schusspräzision viel höher wird. Der neue Komplex von steuerbaren Waffen garantiert eine hohe Wahrscheinlichkeit der Zielvernichtung mit einer Rakete, egal ob aus dem Stand oder aus der Bewegung in einer Entfernung von bis zu fünf Kilometern. Und die Anwendung des Zielbegleitautomaten erleichterte die Aufgabe für den Richtschützen beim Schießen aus der Bewegung und auf bewegliche Ziele. Zudem hat der vervollkommnete Panzer eine modernere Reaktivpanzerung und ein digitales Kommunikationssystem.
Zur Verbesserung der dynamischen Eigenschaften bei vergrößertem Gewicht wird der Panzer mit einem Turbo-Diesel-Motor ausgerüstet, dessen Stärke um 30 Prozent aufgestockt wurde.
Der modernisierte T-72B3 ist konkurrenzfähig mit den besten Panzern der Welt. Aber seine verbesserten technischen Eigenschaften sind nicht nur für den Krieg gut. Dieses Modell ist sehr gut für die Ausbildung von Panzerfahrern geeignet. Deshalb wird gerade dieses Modell bei Panzerbiathlon-Wettbewerben eingesetzt.
Sport für Panzer

Der T-72B3 wird öfter als alle anderen Modelle bei Panzerbiathlon-Wettbewerben eingesetzt. Solche Wettbewerbe werden in Russland seit 2013 organisiert. 2016 nahmen daran 17 Länder teil, wobei nur das chinesische Team seine eigenen Panzer mitgebracht hatte, während alle anderen Teilnehmer russische T-72B3 nutzten. Wie auch in den vorigen Jahren, gewann dabei das russische Team.

Als Biathlon wird dieser Wettbewerb bezeichnet, weil er gewissermaßen dem Ski-Biathlon ähnelt. Für Fehlschüsse und Fehler auf dem Parcours müssen die Teilnehmer „Strafrunden“ fahren. Wie im Ski-Biathlon, müssen sie die beste Zeit auf der Strecke und die beste Schusspräzision zeigen.

Um den Parcours schnell und präzise zu überwinden, muss der Fahrer ein großer Könner sein. Genauso wichtig sind auch die technischen Eigenschaften des Panzers. Das relativ geringe Gewicht und der starke Motor (1130 PS) des T-72B3 machen ihn enorm manövrierfähig.

Die Wettbewerbsbedingungen ähneln realen Gefechtsbedingungen, und die Hürden imitieren verschiedene Geländeformen, die der T-72B3 überwinden kann.

Laut den Regeln findet die erste Phase des Wettbewerbs in den Militärbezirken (seit 2010 gibt es in Russland vier Militärbezirke: West, Ost, Süd und Mitte) statt. Die besten Besatzungen dürfen dann auf dem Übungsgelände Alabino bei Moskau antreten. Wer dort gewinnt, nimmt am Ende am internationalen Wettbewerb teil.

Der Wettbewerb besteht aus drei Etappen: dem individuellen Rennen, dem Halbfinale und dem Finale in Staffelform, an dem die Auswahlteams jedes Landes teilnehmen. Vor den Spielen gibt es eine Auslosung, wobei die Startreihenfolge, die Routennummer und die Farbe jedes Teams bestimmt werden.

Etappe 1

Die erste Etappe ist das individuelle Rennen. Jedes Land wird dabei von drei Besatzungen vertreten. Die Teilnehmer haben drei Runden a fünf Kilometer zu fahren. Auf der Strecke gibt es zehn natürliche und künstliche Hindernisse, darunter ein Wasserhindernis, einen Berghang, eine Anti-Panzergrube, ein Feuerhindernis usw.

Auf dem Weg gibt es auch Schießstände. Jede Besatzung muss aus dem Stand auf Zielscheiben aus der Kanone, dem Fla-Maschinengewehr und dem mit der Kanone gepaarten Maschinengewehr schießen.

Übrigens verfügt die T-72B3-Modifikation über eine modernere hochpräzise 125-Millimeter-Glattrohrkanone, bei der die Geschossstreuung um 15 Prozent geringer ist. Zudem ist der Panzer mit einem Zielbegleitautomaten ausgestattet.

Die Ergebnisse des jeweiligen Teams setzen sich aus der Zeit auf der Strecke und den Strafpunkten für diverse Verletzungen zusammen.

Etappe 2

Die zweite Etappe (Halbfinale) erreichen die zwölf besten Teams nach der ersten Etappe. Dabei geht es um ein Staffelrennen: Die Besatzungen von jedem Team fahren nacheinander ein und denselben Panzer, nach je vier Runden. Genauso wie in der ersten Etappe, haben sie die Hindernisse zu überwinden und die Zielscheiben zu treffen. Jetzt gibt es aber kein einheitliches Schießprogramm, während die Typen der Zielscheiben und ihre Reihenfolge verlost werden. Darüber hinaus wird dabei aus der Kanone aus der Bewegung geschossen, weshalb die Aufgabe wesentlich schwieriger wird. Nach der zweiten Etappe erreichen die vier besten Teams das Finale. Dieses findet nach denselben Regeln wie das Halbfinale statt: Das beste Team (alle Besatzungen von einem Land) gewinnt den Wettbewerb.

Nach der zweiten Etappe erreichen die vier besten Teams das Finale. Dieses findet nach denselben Regeln wie das Halbfinale statt: Das beste Team (alle Besatzungen von einem Land) gewinnt den Wettbewerb.

Von der Theorie zur Praxis

Üblicherweise wird Militärtechnik auf Ausstellungen, Foren und Kongressen präsentiert, wobei sie aber auch im Einsatz gezeigt wird. Die internationalen Armeespiele und das Panzerbiathlon gehören zu diesen Veranstaltungen. Dabei wird das Interesse für Erzeugnisse militärischer Bestimmung, darunter für Panzertechnik, gefördert – sowohl seitens der Fachleute als auch seitens einfacher Menschen. Ein wichtiger Bestandteil solcher Veranstaltungen wie Panzerbiathlon ist der Erfahrungsaustausch für Spezialisten aus verschiedenen Ländern und die Verbreitung der besten Übungsmethoden für Panzerbesatzungen. Daran beteiligt sich der Betrieb Uralwagonsawod intensiv. 2016 nahmen mehr als 30 Experten der Korporation an der Wartung der Militärtechnik und am Erfahrungsaustausch mit ausländischen Kollegen teil.

Während des Wettbewerbs 2015 konnte das serbische Team das Wasserhindernis nicht überwinden. Aber schon ein Jahr später schaffte es diese Aufgabe – dank der Beratung durch Fachleute. „Wir unterhalten enge Kooperation mit Uralwagonsawod-Experten. Jede Frage wird binnen fünf oder zehn Minuten geregelt“, sagte der Leiter der serbischen Delegation, Oberst Dragan Bojic.

Dank solcher Wettbewerbe werden die technischen Eigenschaften der Panzer geprüft und neue Technologien getestet. Dadurch wird die Technik vervollkommnet, modernisiert und kann angesichts dessen lange in der Bewaffnung bleiben – wie der Panzer T-72B3.

T-72B3