Russlands Seemacht: Wo und wie die Kriegsflotte entsteht
Der russische Blogger Slawa Stepanow hat zahlreiche Schiffswerften der United Shipbuilding Corporation (USC) in allen Ecken Russlands und im Ausland besucht und sich dabei in die Bauwelt der russischen Kriegsflotte versenkt. Seine eindrucksvollen Fotos zeigen die ganze Seemacht Russlands, an der täglich rund 80.000 Menschen arbeiten.

95%
aller Schiffe für die russische Seekriegsflotte werden in den Werften der United Shipbuilding Corporation entwickelt, gebaut, modernisiert und repariert.
100%
der USC-Aktien gehören dem Staat.
„Sewernaja Werf": Hier werden Zerstörer gebaut

„Sewernaja Werf" (zu Deutsch „Nordwerft") in St. Petersburg ist die größte Schiffswerft in Russland, wo Kriegsschiffe der Korvette-, Fregatte- und Zerstörer-Klasse sowie Spezialschiffe gebaut werden.
Die Werft wurde 1912 gegründet und gilt seitdem als eines der führenden Werke der russischen Verteidigungsindustrie. Binnen hundert Jahren wurden hier rund 600 Kriegsschiffe und Handelsschiffe für Russlands Kriegsmarine und Handelsflotte gebaut, darunter Raketenkreuzer, Flugabwehrschiffe, U-Bootzerstörer, Torpedokreuzer sowie Passagierschiffe, Trockenladungsschiffe, Containerschiffe, Schlepper, Fährschiffe und Docklandungsschiffe.
„Baltisches Werk": Im Herzen der Eisbrecher-Flotte

Hier werden neben Schiffen auch Atom- und dieselelektrische Eisbrecher der neuen Generation sowie küstennahe Kernkraftwerke gebaut.
Seit 1856 sind in diesem Werk in St. Petersburg mehr als 550 Schiffe und Eisbrecher entstanden. Der größte und leistungsstärkste Eisbrecher der Welt, der Atomeisbrecher „Arktika" (Projekt 22220), war hier vom Stapel gelaufen.

Der längste Stapel in Russland (360 Meter lang) erlaubt es, Schiffe mit einem Ladevermögen von bis zu 100.000 Tonnen zu bauen.
Das „Baltische Werk" ist der einzige Hersteller von bis zu acht Meter (im Durchmesser) großen Schiffsschrauben aus Bronze und Gelbguss in Russland.

Die Ausstattung wird mithilfe von Selbstfahrplattformen mit einer Ladefähigkeit von bis zu 200 Tonnen transportiert.

Das ist der Ausrüstungskai der Baltischen Werft. Aktuell wird hier das schwimmende Atomkraftwerk „Akademiker Lomonossow" mit zwei Reaktoranlagen ausgerüstet. Es ist für den Einsatz im Hohen Norden und Fernen Osten bestimmt.
Betriebsgesellschaft „Sewmasch": Experte für Atom-U-Boote

Das ist der größte Schiffsbaukomplex Russlands und zugleich die einzige Werft im Land, wo Atom-U-Boote für die Kriegsflotte gebaut werden. „Sewmasch" befindet sich in der Stadt Sewerodwinsk im Norden Russlands am Weißen Meer.
Das Territorium des Komplexes, der über 100 Struktureinheiten vereinigt, umfasst mehr als 300 Hektar. Neben U-Booten werden hier Seetechnik für Öl- und Gasförderung und Handelsschiffe gebaut. Die Stapelmöglichkeiten erlauben es der Werft, Schiffe mit einer Breite von bis zu 38 Metern und einer Gesamtzuladung von bis zu 100 Tonnen zu bauen.
„Admiralitätswerft" in St. Petersburg: Zentrum des nichtatomaren U-Bootbaus

Das ist eine der ältesten Schiffswerften Russlands, das allererste Industrieunternehmen der nördlichen Hauptstadt und Zentrum des nichtatomaren U-Bootbaus.
Innerhalb von 310 Jahren wurden hier mehr als 2600 Schiffe verschiedenster Klassen und Typen gebaut: erste russische Dampfer, Kreuzer und Kriegsschiffe, der erste Atom-Eisbrecher der Welt, einzigartige Untersuchungs- und Tiefenapparate, Tanker sowie mehr als 300 U-Boote im Rahmen unterschiedlicher Projekte.
„Arctech Helsinki Shipyard": Modernste Schiffe für Arktis-Erschließung

Diese Werft befindet sich in Finnland und wurde 1865 gegründet. Das Werk ist auf den Bau von Eisbrechern und Spezialschiffen für die Erforschung des Arktis-Schelfs spezialisiert.
Derzeit werden hier vier moderne Schiffe der Eisbrecher-Klasse sowie ein Tanker gebaut. Die Schiffe sollen hauptsächlich Bohrinseln im nordöstlichen Teil des Sachalin-Schelfs versorgen.
Im Dezember 2010 wurde „Arctech Helsinki Shipyard" in den Bestand des größten Schiffbauunternehmens in Russland („United Shipbuilding Corporation") aufgenommen, das als Werftengruppe Handelsschiffbau und Marineschiffbau betreibt.
„Krassnoje Sormowo": Größte Öltanker für Import und Export

„Krassnoje Sormowo" in Nischni Nowgorod ist eine der ältesten Werften Russlands (Gründungsjahr 1849). In den letzten 75 Jahren wurden hier mehr als 300 U-Boote, einschließlich Atom-U-Boote und Rettungsapparate, gebaut und modernisiert. In der gesamten Geschichte seit ihrer Gründung wurden in dieser Werft etwa 2000 Handelsschiffe hergestellt.
Derzeit werden hauptsächlich Schiffe für die russische Handelsflotte gebaut. Hier entstehen die größten Öltanker mit einer Tragfähigkeit von mehr als 13.000 Tonnen, Chemie- sowie Methanol-Schiffe.
Die Filiale der Werft „Seewerk Sewastopol" des Zentrums für Schiffsreparatur „Swjesdotschka" (zu Deutsch „Sternchen") an der südwestlichen Küste der Halbinsel Krim ist eines der größten Werke nicht nur für die Schiffsreparatur, sondern auch für den Schiffsbau.

In dem Werk sind insgesamt mehr als 500 Schiffe sowie über 70 Schwimmkräne mit einer Tragfähigkeit von 50 bis 1600 Tonnen entstanden. Hier wurden zudem mehr als 5000 Schiffe repariert.
FOTOS MIT FREUNDLICHER GENEHMIGUNG (ALLE RECHTE VORBEHALTEN)

Slawa Stepanow (Gelio)
TEXT
Elena Grigorjewa
DESIGN
Erkin Rasulev
Made on
Tilda