Folge II
„Tatort: Dortmund"-Star Anna Schudt EXKLUSIV: „Wir wollen weiterflirten"
Der „Tatort": „Ein ganz wichtiges Fernseh-Ritual" nennt Schauspielerin Anna Schudt die erfolgreichste deutsche Krimi-Serie. Am Sonntagabend ermittelt sie erneut als Kommissarin Martina Bönisch im Dortmunder Tatort-Team. Zuvor gewährte sie Sputnik ein Exklusiv-Interview. In Teil 2 unserer Serie führt sie uns hinter die Kulissen des Krimi-Klassikers – aus Hauptdarsteller-Sicht.
Tatort Dortmund: Anna Schudt spielt eine Hauptrolle Foto: WDR / Markus Tedeskino
Alexander Boos
Anna Schudt ist Top-Darstellerin im „Tatort: Dortmund". Seit Jahren gehört sie zum Ermittlerteam Faber, Bönisch, Dalay – und ehemals Kossik. „Wir alle bedauern seinen Ausstieg", sagt sie. Im exklusiven Interview spricht sie über: Das Frauenbild in der Serie, Dreharbeiten mit Kollegen, Tatort-Autoren – und über knisternde Flirts.
Im aktuellen Dortmunder „Tatort: Tollwut" geht es „um ein gefängnis-internes Thema: Jemand wird umgebracht, der noch nicht tot ist". Das verriet Tatort-Star Anna Schudt im Gespräch mit Sputnik. „Es ist ein Rennen gegen die Zeit, eine sehr spannende Geschichte." Sie glaubt, dass die Kult-Serie am Sonntagabend „ein ganz wichtiges Ritual" ist:
Ich glaube, das lieben die Leute. Dass das jeden Sonntag wieder kommt. Und dann kann man darüber diskutieren. Jetzt sind es auch unheimlich viele Teams. Es gibt unheimlich viele Ansätze. Unheimlich viele Geschichten.
Anna Schudt, Hauptdarstellerin im "Tatort: Dortmund"
Ihre Geschichten spielen im Ruhrpott, denn ihr Fahnder-Team ermittelt in Dortmund. Dort spielt sie seit Herbst 2012 eine tragende Rolle: Schudt verkörpert die Kriminalhauptkommissarin Martina Bönisch – an der Seite von Peter Faber (Hauptkommissar Jörg Hartmann) und Nora Dalay (Oberkommissarin Aylin Tezel). Das Trio hatte zuvor noch einen weiteren Partner. Doch im April 2017 stieg Stefan Konarske alias Oberkommissar Daniel Kossik aus der Serie aus. "Tatort: Sturm" war sein letzter Fall.
Das Dortmunder Fahnder-Team ermittelt im Gefängnis (Film-Szene aus „Tollwut")
Foto: WDR/ Thomas Kost
„Streithähne Faber und Kossik getrennt", vermeldete eine ARD-Pressemitteilung damals. „Diese Entscheidung wurde auf meinen eigenen Wunsch bereits vor längerer Zeit und in enger Abstimmung mit dem Produktionsteam getroffen", so Konarske über seinen eigenen Ausstieg. „Ich bin sehr froh, ein Teil dieser ganz besonderen Ermittlergruppe gewesen zu sein."
Bedauern über „Kossiks" Ausscheiden – Flirt mit „Faber"

„Wir haben seinen Ausstieg sehr bedauert", kommentierte Anna Schudt den Weggang des Schauspielkollegen. „Stefan ist jetzt ausgestiegen. Aber aus anderen Gründen, nicht weil wir uns nicht mochten." Alle Kollegen am Tatort-Set seien „wirklich toll", schwärmte sie: „Sonst würden wir das alle auch nicht so lange und gerne machen."

Für sie ist es mit Schauspiel-Kollege Jörg Hartmann (Kommissar Faber) „sehr besonders, weil wir auf eine Art miteinander spielen können, die nicht alltäglich ist. Bei uns trifft sich etwas. Es ist wie eine gute Unterhaltung. Es fällt einem immer was ein. Und der andere ist inspirierend. Manchmal verändern sich die Szenen während des Drehs." Das passiere ihr nicht mit jedem Kollegen, so die in Konstanz geborene Theater- und Filmschauspielerin.
Kommissarin Bönisch (Anna Schudt; links) mit Kommissar Faber (Jörg Hartmann; rechts) beim Dreh – mit Regisseur Dror Zahavi (mitte)
Foto: WDR/ Thomas Kost
Die Fangemeinde der Serie diskutiert oft hitzig darüber, ob zwischen Kommissar Faber und Kommissarin Bönisch ein Liebesverhältnis entstehen wird. Ob da etwas laufen könne. Angesprochen darauf, antwortet sie: „Meine Vermutung ist, dass da nichts laufen darf. Dann ist die Spannung raus. Das Knistern ist das, was interessant ist. Man kann das vergleichen mit einem guten Flirt. In dem Moment, wo der Flirt sein Ziel findet, ist der Flirt vorbei. Und wir wollen noch möglichst lange weiterflirten. Deswegen glaube ich nicht, dass da etwas passiert. Aber ich lasse mich überraschen. Ich weiß nicht, was die Drehbuchautoren sich ausdenken."
„Langfristig": Zusammenarbeit mit Drehbuchautoren

Generell gebe es einen intensiven Austausch zwischen Darstellern und Drehbuchautoren vor und während der Produktion der Fernseh-Reihe. So teilt die TV-Kommissarin mit:
Wir sind mit den Autoren immer sehr früh in Kontakt: Was sehr selten und ganz toll ist. Die erste Drehfassung dürfen wir lesen. Das ist teilweise so, dass wir ein Jahr vor Drehbeginn eine Leseprobe haben. Das ist sehr, sehr langfristig. Dadurch können wir viel sagen. Da lernt man auch viele interessante Autoren kennen.
Anna Schudt, Hauptdarstellerin im "Tatort: Dortmund"
Sie lobte Drehbuchautor Jürgen Werner, der für die aktuelle Folge „Tollwut" das Buch geschrieben hat. Bisher hat er schon für 21 Tatort-Episoden die Geschichten konzipiert und sich die sogenannten „Storylines" (deutsch: Handlungsstränge) ausgedacht. Darunter: „Eine andere Welt" (Erstausstrahlung: November 2013) und „Auf ewig Dein" (Februar 2014). Aber auch „Zahltag" (Oktober 2016), eine Folge, in der es um Dortmunder Rocker-Clubs ging.

Neben der Krimi-Serie verfolgt Anna Schudt noch weitere, ambitionierte Ziele: „Was ich unheimlich gern mehr machen würde, sind historische Rollen: Ich würde wahnsinnig gern mal eine Königin aus dem Mittelalter spielen." Auch die Darstellung einer russischen Zarin könne sie sich vorstellen. Dennoch sei sie sehr zufrieden mit ihrem derzeitigen Engagement: „Für das öffentliche Erscheinungsbild als Schauspielerin ist es sehr gut, eine Tatort-Kriminalkommissarin zu spielen."
„Stark, emanzipiert, normal": Das Frauenbild im „Tatort"

Im November 2012 kam es zu einem kleinen „Skandal", als Tatort-Kommissarin Bönisch in „Mein Revier" die Dienste eines Callboys, also eines männlichen Prostituierten, in Anspruch nahm. „Solange man keine Dienstgeheimnisse ausplaudert, ist daran nichts Verwerfliches", erklärte damals ein Pressesprecher der echten Dortmunder Polizei gegenüber Medien.

„Die Reaktionen gingen von entsetzt – das waren aber nur wenige – bis ‚Ach, das ist ja interessant'", erinnerte sich Schudt im Interview.
Eigentlich fanden es alle cool, dass es mal andersherum gezeigt wird. Das war überraschend und hat sehr viel über die Frau erzählt und sehr viel Fantasie zugelassen. Auf jeden Fall ist das Frauenbild, das ich da verkörpere, natürlich ein sehr starkes, ein emanzipiertes. Auf der anderen Seite ist sie auch eine ganz normale Frau. Sie muss im Job sehr stark sein, muss mit den Kollegen eine Balance schaffen.
Anna Schudt, Hauptdarstellerin im "Tatort: Dortmund"
In diesem Jahr will die umtriebige Schauspielerin auch zwei Hörbücher veröffentlichen. Ihre nächsten Film-Projekte sind dann aber „erstmal zwei Tatorte. Wir drehen jetzt zwei hintereinander. Das geht schon mal bis Frühsommer." Gute Aussichten für viele weitere mitreißende Tatorte mit der berühmten Dortmund-Spannung.
Das komplette Interview mit Anna Schudt („Tatort: Dortmund") zum Nachhören




Am Sonntag, den 4. Februar, läuft der Dortmunder Tatort: „Tollwut" mit Anna Schudt in der Hauptrolle. Um 20:15 Uhr in der ARD, im ORF (Österreich) und im SRF (Schweiz). Diesmal muss das Ermittler-Team um Kommissarin Bönisch mysteriöse Morde im Gefängnis aufklären.
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Tilda