Folge V
„So viel Humor steckt im Tatort Münster" – TV-Star Christine Urspruch EXKLUSIV
Der „Tatort": „Das ist ein ganz wichtiges Fernseh-Ritual", sagt Schauspielerin Anna Schudt (TV-Kommissarin Bönisch im Dortmunder Tatort-Team) über Deutschlands erfolgreichste Krimi-Reihe. In dieser Folge schaut Sputnik, wieviel Humor und Witz im Kult-Krimi stecken. Dazu sprachen wir mit TV-Star Christine Urspruch („Alberich") vom Ermittler-Team in Münster …
Christine Urspruch: Silke Haller („Alberich") im „Tatort: Münster". Bild: WDR
Alexander Boos
Christine Urspruch spielt eine Hauptrolle im „Tatort: Münster". Als Rechtsmedizinerin „Alberich" hat sie immer einen lockeren Spruch auf Lager. Oft auch für ihren Chef, der sie häufig neckt. Für ihre Rolle hat sie sogar schon einen Preis erhalten. Im exklusiven Sputnik-Interview spricht sie über Humor in der Reihe und „abstruse Fan-Begegnungen."
„Unser Münster-Tatort lebt durch den Humor", stellte Tatort-Star Christine Urspruch im Interview fest. „Ich glaube, dass das auch die Zuschauer total schätzen, weil man da einfach auch sehr, sehr viel lachen und schmunzeln kann." Der Zuschauer finde sich da immer wieder. Als reinen Comedy-Ableger der Reihe würde sie die Münsteraner Ausgabe jedoch nicht sehen. „Das klingt mir etwas zu spezifisch. Wir machen Unterhaltung mit dem Krimi-Effekt. Und haben dabei einfach einen großen humorigen Anteil." Es sei ganz einfach: „Wir sind der lustige Tatort", so die Schauspielerin.

Seit 2002 spielt sie die Rechtsmedizinerin Silke Haller an der Seite von Jan Josef Liefers (Prof. Dr. Dr. Karl-Friedrich Boerne) und Axel Prahl (Kriminalhauptkommissar Frank Thiel). Ihr Chef hänselt sie immer wieder aufgrund ihrer kleinen Körpergröße. Er nennt sie oft „Alberich", nach dem Zwerg aus einer Wagner-Oper. Aber auch Alberich teilt gern aus und schlägt tüchtig zurück.
Witzig: „Fragt ein Fan beim Skifahren …"

„Auf Alberich werde ich häufig angesprochen, gerade wenn unser Tatort aktuell lief an einem Sonntagabend", verriet Urspruch. Dann überlege sie schon zweimal, ob sie am darauffolgenden Montagmorgen Brötchen beim Bäcker hole. Obwohl es eigentlich immer sehr nette Begegnungen seien. „Ich kriege dann immer Tipps, dass ich mich nicht herunterkriegen lassen und dem Boerne eins auf die Mütze geben soll", erklärte sie lachend.
Im Institut für Rechtsmedizin: „Alberich" muss mal wieder den Fall retten … (Film-Szene aus „Tatort: Münster").
Foto: WDR
Die Rolle beschere ihr häufig auch „sehr lustige, abstruse Begegnungen" mit Fans: „Einmal fuhr ich auf der Skipiste, da überholte mich jemand und fragte: ‚Wo haben Sie denn Ihren Chef gelassen?'. Ich erwiderte: ‚Im Institut!' – und sauste dann meinen Berg herunter."
Lustige Szenen aus dem „Tatort: Münster"

Sie liebe Szenen wie die schweißtreibende Pressekonferenz in der Episode „Fakten, Fakten …": Boerne steht angespannt vor der Presse, Alberich kommt hinzu, schaut ihn an und hilft ihm: „Hat jemand mal was zum Abtupfen? Der Professor schwitzt ja wie ein Preisboxer." Bei solchen Szenen habe sie immer ihren Spaß. Für sie ist das wie „ein Zitat aus den 50er oder 60er Jahren: Wenn die Sekretärin kommt und den Chef umsorgt. Das ist natürlich etwas Altbackenes, aber ich finde das ganz schön, das so zu zitieren im Heute."
„Alberich" (Christine Urspruch) ermittelt mit ihrem Chef Boerne (Jan Josef Liefers) in der Natur (Film-Szene aus „Tatort: Münster"). Foto: WDR / Wolfgang Ennenbach
Ein weiteres amüsantes Beispiel ist eine Szene aus „Höllenfahrt", in der sie fast in das Auto von Boerne und Thiel hineinrast. „Alberich!", ermahnt sie der Chef. „Muss ich Ihnen einen Kindersitz kaufen, damit Sie mich sehen?" Urspruch könne in ihrer Rolle aber stets „über diese Spitzen, so wie das mit dem Kindersitz, hinwegsehen, weil ich weiß: Ich werde am Ende den Professor und den Fall wieder retten. Ob nun mit Kindersitz oder ohne." Obwohl sich Boerne oftmals über die Körpergröße und andere Unzulänglichkeiten auslässt, gebe es einen „großen, beiderseitigen Respekt zwischen den Figuren", wie die Schauspielerin erklärte.
Gesellschaftliche Fragen: „Nicht ganz der Norm entsprechen"
Nicht nur im Krimi im Einsatz: Die „Tatort: Münster“-Stars Urspruch und Liefers als Laudatoren für die „Goldene Kamera“ (am 22. Februar 2018 in Berlin). Foto: Reuters/Pool/Christian Charisius
„Im Grunde sage ich mir immer: Der Professor liebt Alberich", betonte sie gegenüber Sputnik. „Der liebt mich einfach. Er bringt mir Respekt entgegen. Er könnte gar nicht ohne mich in der Rechtsmedizin arbeiten. Da würde alles den Bach runtergehen." Nur auf solch einer respektvollen Basis sei dieser Humor möglich. Es gehe nicht darum, einander vorzuführen, sondern um gegenseitige Achtung. Sie zeigte sich im Interview überzeugt, dass ihre Rolle auch innerhalb der Gesellschaft zu einem besseren Verständnis von Menschen mit Handicaps beitragen kann.

Der Tatort erweitere den Blick auf diese Menschen. „Ich werde schon oft angesprochen von Leuten auf der Straße, die das sehr schätzen und für einen wertvollen Beitrag halten." Sie freue sich, wenn ihr schauspielerisches Engagement „auch noch Auswirkungen dahingehend hat, dass kleinwüchsige Menschen anders wahrgenommen werden. Ich finde das sehr wichtig, dass wi01r in den heutigen Zeiten auch Figuren schaffen, die vielfältiger dargestellt werden und die auch nicht immer ganz der Norm entsprechen."


Medienpreis: „Humorvoller Umgang mit Schwächen"

Christine Urspruch erhielt für ihre Arbeit im „Tatort: Münster" 2013 den Medienpreis „BOBBY" der „Bundesvereinigung Lebenshilfe". Ausgezeichnet werde „der humorvolle Umgang des Krimi-Formats mit einem vermeintlichen Defizit", heißt es in der Pressemitteilung zur Preisverleihung. „Nicht zuletzt die pointierten und politisch unkorrekten Wortwechsel zwischen der kleinwüchsigen Gerichtsmedizinerin Silke Haller und ihrem Chef (…) tragen zum Erfolg der Krimi-Reihe bei. Behinderung und das Abweichen von der DIN-Norm werden nicht als ‚Leidensthema' wahrgenommen, sondern als Besonderheit, die Positives und Humor bergen kann."
Film-Szene aus dem aktuellen Tatort aus Ludwigshafen: „Waldlust". Das Erste verspricht einen „lustvoll-schauerlichen Tatort mit Figuren wie aus einem Edgar-Wallace-Film".
Foto: SWR / Martin Furch
„Das Schöne ist, dass wir den Tatort Münster schon seit über 16 Jahren machen", sagte Urspruch. Daher sei die Arbeit mit den Kollegen beim Dreh sehr angenehm. „Weil wir uns gut kennen. Jeder hat sein Revier." Wenn der Drehplan erscheine, freue sie sich auf die Drehtage mit den Schauspielkollegen: „Das sind einfach freundschaftliche Begegnungen im beruflichen Alltag."
Das komplette Interview mit „Tatort"-Star Christine Urspruch zum Nachhören:

Kommissarin Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) in ihrem 67. Fall.
Foto: SWR





Am Sonntag, den 04. März, läuft der Tatort: „Waldlust" um 20:15 Uhr in der ARD, im ORF (Österreich) und im SRF (Schweiz). Ermittlerin Lena Odenthal besucht mit ihren Kollegen ein Coaching-Seminar in einem abgelegenen Hotel im Schwarzwald. Doch selbst dort bahnt sich ein neuer Fall an.

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